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MAROKKO

Gleich vorweg: ja, wir haben einen Geländewagen. Und nein, wir sind keine Pisten oder in Dünen/Sand gefahren. Auf Ersteres hatte Rita überhaupt keine Lust - schüttel, rüttel und Krach im Auto - nee, da kann sie inzwischen gerne drauf verzichten. Man wird ja auch nicht jünger :-). Und in abgelegene Gebiete bzw. durch Sand fahren haben wir uns alleine einfach nicht zugetraut. Wir haben keine Erfahrung, keine extra Ausrüstung (keinen Wassertank, keinen Stauraum für Essenvorräte, keinen extra Dieseltank etc.), und dann noch unser Kind dabei. In Gefahr wollten wir uns nicht begeben. Und ein anderes Fahrzeug, mit dem man zusammen hätte fahren können, haben wir zur richtigen Zeit nicht getroffen. Somit wurde die Fahrt durch Marokko eher eine leichte, wenn man so will Touri-Tour, um das Land erst einmal kennenzulernen. Aber lest selbst:

16.11.2015
Nun also Marokko. Wir sehen dem Land mit gemischten Gefühlen entgegen, sind uns nicht sicher, ob wir die arabische Mentalität schon wieder verkraften. Vor allem Ägypten hatte uns damals, auf unserer Tour durch Afrika, sehr zu schaffen gemacht. Somit kauften wir nur für die Hinfahrt ein Fährticket, um evtl. schnell wieder umkehren zu können. ;-)
Der Morgen begrüßte uns mit dichtem Nebel, der sich im Hafen jedoch langsam lichtete. Unsere Fähre von Algeciras nach Tanger Med legte um 10h00 ab. An Bord werden gleich die Einreiseformalitäten erledigt, man muss ein Formular ausfüllen und bekommt einen Einreisestempel in den Pass. Matilda fand das super, war es doch ihr erster Stempel im Kinderreisepass. Die Überfahrt dauerte 2 Stunden. Nach Ankunft musste nun noch unser Auto "einreisen", d.h. durch den Zoll gebracht werden. Naja, was sollen wir sagen: es lief nicht wie geschmiert, die Herren Beamten sind sich ihres Status´ sehr sicher und entsprechend unfreundlich oder arrogant. Aber irgendwann hatten wir das Zolldokument in den Händen und konnten losfahren. Es geht Richtung Tetouan, und wir können gleich einen tollen Blick auf ein imposantes Bergmassiv genießen. Die Stadt Martil ist unser erstes Ziel. Hier gibt es einen Campingplatz, der sich gut zum Ankommen im Land eignen soll. Der Weg dahin wird von relativ neu gebauten Wohnanlagen gesäumt, nicht wirklich schön. Und wir stellen uns die Frage: für wen? Mitten in unser Grübeln ruft Matilda plötzlich: Kamele!!! Jaja… aber tatsächlich, am Straßenrand standen Dromedare im Gras. Somit war schon mal ein erster Wunsch von unserer Tochter erfüllt. :-) Die Stadt und der Strand von Martil gefallen uns gar nicht, u.a. liegt extrem viel Müll herum. Dieser Anblick wird uns aber leider die ganze Zeit in Marokko begleiten.
Gegen 15h00 hören wir zum ersten Mal die Muezzine rufen. Eine Mosche liegt gleich neben dem Camping, so daß das Ganze extrem laut ist. Und obwohl wir Matilda darauf vorbereitet haben, erschreckt sie sich sehr. Sie saß mit zugehaltenen Ohren da und hat gemeint, das Land gefällt ihr nicht. Sie möchte sofort zurück nach Spanien. Da mussten wir gleich Überzeugungsarbeit leisten. Hat funktioniert. Durch die Zeitverschiebung (1h zurück) wird es nun schon um 18h00 dunkel, was uns noch mehr UNO spielen läßt.

17. - 19.11.2015
Nach einer guten Nacht fahren wir heute nach Chefchaouen. Die Gegend ist ganz hübsch, bergig und grün. In Chefchaouen werden wir auf dem dortigen Camping übernachten, der sehr schön gelegen ist. Unter Pinien, oberhalb der Stadt. Es scheint ein beliebter Stop zu sein, stehen doch schon einige WOMOs vor Ort. Kaum haben wir unseren Kaffee getrunken, kommen auf einmal 5 identische Wohnmobile angerollt, alle mit marokkanischem Kennzeichen… und einem "Rent me" Aufkleber an den Seiten. Wir wussten gar nicht, dass man hier Wohnmobile leihen kann. Schien eine organisierte Gruppe/Tour zu sein. Etwas später dann der wirkliche Schreck: ein Overland Truck!!! London - Cape Town - Cairo in 40 Wochen. Himmel, was machen die denn hier??!! Viele schlechte Erinnerungen kommen in uns hoch. Denn das südliche Afrika war damals voll von diesen Dingern, und nicht immer mit netter Besetzung. Aber hier sind auch ein paar ältere Semester darunter, so dass es kein Partytruck wird. Und: sie fahren tatsächlich den Westen runter, bis Cape Town, und danach den Osten wieder hoch bis Cairo. Hut ab, aber nichts (mehr) für uns. ;-)

Am folgenden Tag wollen wir uns die Stadt anschauen. Man kann zu Fuß ins Zentrum laufen, es gibt eine Treppe den Berg hinunter. Von oben haben wir gleich einen schönen Blick, und sehen schon einige blaue Häuser - Markenzeichen der Stadt. Wir folgen nun den kleinen Gassen, auf und ab, und tatsächlich, die Häuser sind fast alle blau angemalt, wenn auch oft nur bis zur Hälfte. Die obere Partie bleibt meist sogar ohne Putz. Schaut sehr nett aus. Es gibt viele Läden, gemischt: Tourizeugs und auch normale Sachen. Matilda sieht sich alles mit gemischten Gefühlen an, sie fühlt sich nicht ganz wohl. Dann kommt auch noch ein alter Mann, gekleidet mit einer Djellaba (ein traditionelles lang wallendes Gewand mit angenähter, spitzer Kapuze) und 3 Hühnern kopfüber in der Hand…. Er hat Matilda angesprochen, und ihr die Hühner vor die Nase gehalten. Aber sie hat das tapfer überstanden. Dazu riecht es ab und zu nicht sehr angenehm, wie es halt so ist. Irgendwann wollte sie zurück zum Freddi. Wir konnten sie aber überreden, weiter zu gehen. Und haben dann in einem Restaurant mit Blick auf die Burg eine Pause eingelegt. Minztee (hm, lecker und sausüß) getrunken, und vegetarische Tajine gegessen. Auch sehr gut. Kaum zurück auf dem Camping, kam ein gelber MAGIRUS DEUTZ-Laster mit deutschem Kennzeichen an. Es stellte sich heraus, dass es Ex-Münchner mit 2 Kindern sind, auf Elternzeittour. Sie waren vor dem Sommer schon 4 Monate in der Türkei und im Iran unterwegs, und machen nun noch ein bißchen Marokko. Cool! Die Kinder sind 3 (Mädel) und 1 (Junge) Jahre alt, und das Mädel heißt… Mathilda… Na so was. :-) Unsere Maus war gleich hin und weg und total aufgeregt, dass nun endlich einmal ein Kind zum Spielen da war.

Damit beide Mädels das noch etwas nutzen konnten, bleiben wir gleich einen weiteren Tag hier. Am Vormittag geht es nochmal in die Stadt, wobei heute Markttag und somit alles sehr voll und eng ist. Das findet Matilda gar nicht gut. Als "Wiedergutmachung" bekommt sie beim Kauf von Brot eine Packung Kekse geschenkt. Die Leute sind immer ganz begeistert von dem blonden Kind. :-) Matilda weiß damit nicht recht umzugehen, findet es auch komisch, dass man ihr öfters über die Haare oder die Wangen streicht, und reagiert somit meistens sehr schüchtern. Was wir verstehen können. In der Stadt treffen wir die andere Familie und die beiden Mat(h)ildas spazieren Hand in Hand durch die Straßen und versuchen, Kätzchen zu fangen. Auch zurück auf dem Camping wird fleißig weitergespielt, während wir Großen das Abendessen zubereiten: ein Gemüsegericht im gußeisernen Topf auf dem Lagerfeuer. Hat gut geschmeckt.

20. - 24.11.2015
Bevor wir aufbrechen dürfen, spielen wir alle noch eine Runde UNO - ein Wunsch unserer Tochter. Die Mat(h)ildas verabschieden sich schweren Herzens, es bleibt das Versprechen der Eltern, dass man sich später nochmals wieder sieht. Somit kommen wir erst recht spät weg, es geht heute nach Volubilis; einer archäologischen Stätte in der Nähe von Meknès. Sie zeigt die am besten erhaltenen Monumente aus der römischen Antike in diesem Teil Nordafrikas. Wir kommen recht spät dort an, 30min vor Schließung der Anlage. Wir gehen trotzdem hinein, und erleben die beeindruckenden Ruinen im wunderschönen Sonnenuntergangslicht. Wir konnten uns sogar noch länger Zeit lassen, sie haben es zum Glück mit der Schließung nicht so genau genommen. Im letzten Licht sind wir dann zurück zum Auto und im Dunkeln noch bis zum Camping kurz vor Meknès gefahren.

Meknès wollten wir uns auch gerne anschauen. Mit dem Auto ging es also am nächsten Tag bis ins Zentrum, und zu Fuß dann gleich weiter in die Medina bzw. in die Souks. Diese sind recht eng, z.T. schön überdacht. Und voll. Wir schlängeln uns so durch, dies gefällt Mama und Matilda nicht so sehr, aber passt schon. Wir sind u.a. auf der Suche nach ein Paar Schuhen für Matilda. Bald werden wir fündig und kaufen silberne Schlappen, mit silbernem Glitzermuster drauf. Es sind zwar noch nicht DIE gewünschten Schuhe (diese müssten noch mehr Glitzer in unterschiedlichen Farben haben), aber schon ein Anfang. ;-) Irgendwann finden wir aus dem Souk heraus und gehen zum Stadttor Bab El Mansour an der Place El Hedim. Eine Pause ist nötig! Somit sitzen wir bald mit Blick auf das Tor im Schatten, genießen Minztee und vegetarische Tajine, sowie ein Käsesandwich für Matilda. Frisch gestärkt kaufen Chri und Matilda 2 CDs mit marokkanischer Musik. Auf dem Platz sehen wir dann noch Gaukler mit Schlangen, somit kann Matilda nun auch von Kobras und Puffottern berichten… Und dann marschieren wir los Richtung Ville Imperial - der Kaiserstadt. Lange Mauern entlang einer schnurgeraden Straße laufen wir Richtung Getreidespeicher. Leider sind alle Tore in den Mauern geschlossen, so dass man nicht ins Palastgelände hinein sehen kann. Dafür sehen wir extrem viele Störche, in Scharen fliegen sie über uns. Schön! Die Strecke hat sich dann doch mehr gezogen, als gedacht… Aber der Weg hat sich gelohnt. Der Getreidespeicher ist super und riesig!!! Für den Weg zurück zum Auto wollten wir dann sogar ein Taxi nehmen, aber alle waren besetzt. Somit sind wir wieder die gesamte Strecke zurück gelaufen, Matilda wurde ab und zu von Chri auf den Schultern getragen, ist sonst aber alles getippelt. Auch das hat sie wieder wirklich super mitgemacht.

Am Folgetag ging es von Meknès nach Khénifra. Es sind zwar nur 150km, aber die ziehen sich. Die Fahrt nach Süden war landschaftlich recht schön. Ab und zu sahen wir Zwiebellager - lange Reihen Steine, darauf aufgetürmte Zwiebeln, alles von einer Plane abgedeckt. Sah interessant aus, Matilda meinte, wie lange Würmer. ;-) An einem Aussichtspunkt konnten wir einen guten Blick auf den mittleren Atlas genießen. Und es ist auf einmal kalt geworden…. brrrr. Da wir den angepeilten Schlafplatz nicht finden konnten, Rita starkes Kopfweh hatte und es wie gesagt sehr kalt war, beschlossen wir (und hier in Marokko wirklich als totale Ausnahme!) ein Hotel zu nehmen. Und im dortigen Restaurant zu essen. Hm, beides keine gute Entscheidung. Das Essen in dem Hotel war zwar an dem Abend ok, aber mit weniger guten Auswirkungen für Matilda und Rita während der nächsten Tage (Durchfall). Das Hotel war eher eine Katastrophe, obwohl angeblich ein besseres Haus. Z.B. gab es keine Heizung und war somit saukalt; die Zimmertür wurde schon mal aufgebrochen - der Splitter einfach wieder angeschraubt; der Handtuchhalter ist abgefallen und die Klobrille war nur mit einer Schraube befestigt; der Wasserhahn hat geleckt, etc.. Es sind zwar nur Kleinigkeiten, aber in der Summe unangenehm. Und wir fragen uns immer wieder: warum achtet man nicht darauf, dass die Sachen funktionieren bzw. richtig repariert werden.

Dazu möchten wir aus einem Buch ("Plötzlich Pakistan" von Hasnain Kazim) zitieren, das wir zufällig während der Fahrt durch Marokko gelesen haben. Und wir finden, dass sich viele Passagen 1:1 von Pakistan auf Marokko übertragen lassen. Und Folgendes gerade zur Situation passt, Zitat:
"Sajid brachte es auf den Punkt: "Wir Pakistaner wissen Qualität nicht zu schätzen, egal bei welcher Sache." Er konnte mir aber auch nicht sagen, warum das so war. Vielleicht weil es eine arme Gesellschaft war? Aber das verwarf ich, denn Qualität kostet nicht immer mehr. Lag es an der mangelnden Bildung? Aber brauchte es wirklich Bildung, um Qualität zu schätzen? Oder hatte es mit der eher fatalistischen Mentalität zu tun, geprägt vom Islam, wonach das Diesseits eh irrelevant ist und die Menschen im Jenseits das Paradies - oder im ungünstigeren Fall die Hölle - erwartet?"…

Nach einer kalten Nacht (hätten wir somit auch im Auto schlafen können…) stand nun die Fahrt nach Ouzoud zu den Wasserfällen auf dem Programm. Die Fahrt war gut, aber lang. Am Anfang ging es an einem großen Stausee entlang, später dann durch schöne Landschaft in herrlichen Pastelltönen. Wir nahmen eine kleine Straße Richtung Ouzoud, mit vielen Kurven und Serpentinen. Tolle Ausblicke. Unterwegs mussten wir aber leider auch wieder feststellen, daß man nirgendwo hin schauen kann, ohne Müll zu sehen. Unter jeder Brücke und an vielen Abhängen wird der Müll einfach so in die Landschaft entsorgt. Wir verstehen das nicht. In Ouzoud sind wir auf einem schönem Camping gelandet, von Holländern geführt. Wir sind auf ca. 800m Höhe, und es ist KALT! Sogar das Kaffeetrinken war nur im Auto möglich. Von der Nacht ganz zu schweigen… Ab dem heutigen Tag bis kurz vor Ende Marokko waren eigentlich alle weiteren Nächte ungemütlich, wir sind nie 100% warm geworden. Und auch das allabendliche im Auto Sitzen ließ sich nur mit 2-3fach Jacken und Decken aushalten. Gemütliches Campen sieht anders aus… :-).

Dafür ist es tagsüber weiterhin sonnig und warm (so um die 20-22°C), durch die starke Sonneneinstrahlung kommt es uns aber manchmal richtig heiß vor. Somit sind wir heute bei Sonnenschein zu den Wasserfällen von Ouzoud geschlendert. Sie haben recht viel Wasser und bieten somit einen imposanten Anblick. Mit ca. 100m Höhe sind sie wohl die höchsten Wasserfälle in Marokko. Außerdem gibt es Berberaffen! Matilda ist begeistert und ängstlich zugleich. Die Affen laufen, springen einfach so um uns herum. Das kannte sie noch nicht. Dazu war sie fasziniert vom Hinterteil der Tiere. Ihr Kommentar: "…die haben aber einen lustigen Popo…".

25. + 26.11.2015
Nächtlicher Kälterekord: 1,2°C im Auto! Draußen hat es sogar gefroren. Man oh man, kälter darf es nicht mehr werden. Denn schon jetzt haben wir alles an Ausrüstung fürs Schlafen in Gebrauch. Heute Fahrt Richtung Marrakesch. Wir wollten eigentlich eine andere Strecke fahren, von Ouzoud über Demnate nach Ouarzazate. Aber diese Strecke dauert laut Reisehandbuch relativ lange (d.h. wir brauchen eine bis 1½ Std. länger), man muß schwindelfrei sein, sie ist in einem nicht so tollen Zustand, sehr eng und es gibt auf der Strecke keine Übernachtungsmöglichkeit. Landschaftlich muß es zwar herrlich sein. Aber der Fahrer hat nichts davon. Und Rita als Beifahrer ebenso wenig, denn schwindelfrei ist sie nun wirklich nicht. Deswegen der Umweg über Marrakesch. Die Strecke dahin war leider recht langweilig - flach und öde. Am Anfang (noch vor Demnate) haben wir jedoch Berge des Hohen Atlas sehen können - schneebedeckt. Sah schön aus. Aber der Schnee und die nächtliche Kälte werden uns unsere geplanten Fahrten durch den Hohen Atlas überdenken lassen müssen.

Nach Marrakesch wollten wir nur wegen eines Campingplatzes. Die Stadt wollen wir uns nicht anschauen. Zu groß, und uns wurde mit Kind auch davon abgeraten. Der Camping ist sogar richtig schön. Wir entschließen uns schnell, zwei Nächte zu bleiben. Schließlich haben wir ja Urlaub. Somit ist mal wieder ein Tag Ruhe angesagt. Auch gut, denn Matilda hat Durchfall, Rita schon starkes Bauchgrummeln.

27. - 30.11.2015
Nach dem Erholungstag ging es nun Richtung Ouarzazate, hinein in den Hohen Atlas. Schöne Strecke mit tollen Ausblicken. Auf 2.260m überqueren wir den Tizi-n-Tichka Pass. Wirklich imposante Landschaft! Kurz danach geht eine schmale Teerstraße ab, Richtung Telouet, wo es eine schöne alte Kasbah zu sehen geben soll. Diese haut uns nicht vom Hocker, aber die Strecke an sich lohnt total. Herrliche Bergformationen, tolle Farben. Von Telouet beschließen wir weiter Richtung Ait-Benhaddou zu fahren. Unsere beiden Reiseführer berichten zwar von einer sehr schlechten Piste, nur mit 4x4 und langsam zu befahren. Wir wollen es probieren, zur Not kehren wir um. Es stellt sich heraus, dass nach ein paar Kilometern sehr schlechter bzw. nicht mehr vorhandener Teerstraße eine ganz Neue gebaut wurde. Somit fuhren sich die letzten 35km bis Ait-Benhaddou sehr gemütlich, und wir konnten die schöne Landschaft und die interessanten Orte bewundern. Alles aus Lehm gebaut, vieles durch Regen zerfallen, einige alte Kasbahs. Sehr schön!!! Matilda hat sogar Dromedare entdeckt! In Ait-Benhaddou angekommen sind wir noch zu einem Aussichtspunkt, um uns die alten Kasbahs im Abendlicht anzuschauen. Auch toll. In Ait-Benhaddou werden wir übernachten, es ist nun auch wieder etwas wärmer. Wir konnten noch einen tollen Mondaufgang beobachten, dann wunderbar geschlafen.

An diesem Tag führte die Tour über Ouarzazate und Agdz bis Zagora. Ab Agdz im Tal des Draas entlang. Ein Palmenhain nach dem Anderen, ein beeindruckender Gebirgszug im Hintergrund. Dazu viele Dörfchen und Kasbahs im Lehmstil. Am nächsten Tag nehmen wir die letzten Kilometer bis nach M'hamid in Angriff. Auch heute wieder beeindruckende Landschaften, ab und an eine kleine Sanddüne. Nachdem Matilda im eiskalten Pool des Capmingsplatzes war (wir Eltern haben gekniffen), zog sie ihr Strandkleid mit Kapuze an, dazu eine Leggin und meinte: schaut mal, nun bin ich so angezogen wie viele Männer hier! In der Nacht können wir einen tollen Sternenhimmel bewundern. Dann wieder Rückfahrt von M'hamid über Zagora nach Agdz. Vorher aber noch ein kurzer Halt in den Minidünen bei M'hamid. Matilda wollte unbedingt in den Sand, gute Entscheidung. Sie war ganz aufgeregt und ist ausgelassen über die Dünen gerannt. Süß. Wir konnten ein paar schöne Fotos machen. Leider war es recht windig, so dass wir bald überall Sand spürten und schmeckten. Dann fuhren wir die selbe Strecke wie gestern zurück, unterwegs haben wir noch ein paar weitere schöne Fotos gemacht. Stop an einer Tankstelle für Tee, Tajine mit Ei und Kaffee für Chri; sowie Cola und Limo für die Mädels. Die haben noch immer mit ihren Bäuchen zu kämpfen… Darum gab es auch noch einen Mars-Riegel für jeden von uns. Wir haben das Tildchen veralbert, und gesagt es gibt gegrillte Marsmännchen… darauf die Frage, wann wir denn nun die gegrillten Dinger kaufen :-). Am Abend suchte sie mit Papa wieder Fotos für ihr Fotoalbum aus. Dabei hat Chri "STINKFOOT" von Zappa aufgelegt. Ihre Füße machen durch die Sandalen von ALDI dem Lied alle Ehre. ;-) Und das Erstaunlichste: ihr gefällt diese Musik…

01. - 03.12.2015
Ohje - schon Dezember…. Es geht über Ouarzazate Richtung Skoura - die Strecke ist als sehr schön beschrieben, vor allem ab Skoura. Es soll viele Kasbahs zu sehen geben, in Palmenhainen eingebetet. Nunja, es gibt eine nagelneue Teerstraße, ein dunkles Band, dass sich durch die rote Landschaft zieht. Schaut gut aus, und fährt sich super…. hihi. Aber landschaftlich eher langweilig. Schöne rot-braune Berge auf der linken Seite, sonst eine flache Ebene in Rottönen. Kasbahs in den Orten, wobei es eher neue Gebäude sind. Weiterfahrt über El Kelaa M'gouna - hier wird Rosenwasser hergestellt… Hm, wir sahen jedoch keinen einzigen Rosenstrauch. Dafür, mal wieder :-) - Olivenbäume… bis nach Boumalne de Dades. Hier fanden wir einen Stellplatz bei einem Hotel. Als wir ankamen (es war schon 17h00, die Sonne ging gerade unter) wehte ein extrem starker Wind. Und es war saukalt! So musste das Auto bei geschlossenen Türen aufgebaut werden, keine so leichte Aufgabe. Für die Nacht packten wir uns gut ein. Matilda bekam neben Socken einen Fleecepulli an, sowie eine Mütze auf den Kopf. Dazu 2 Schlafsäcke und eine Decke. Auch wir zogen noch unsere Fleece drüber - so konnte man es aushalten. Brrrrrr. Aber wieder ein schöner Sternenhimmel.

An diesem neuen Tag war Rita auf einmal soweit, einfach nur noch nach Hause zu wollen… Kann passieren bei einer längeren Reise! Aber wir bleiben natürlich, und auf ging es in die Dades Schlucht. Der Blick war nett, aber auch nicht überwältigend. Von dort wieder zurück nach Boumalne de Dades, dann weiter in selbiger Landschaft wie gestern bis Tinerhir. Von dort in die Todra-Schlucht. Tolle Strecke; erst entlang einer grünen Oase mit schönen Blicken auf alte Kasbahs. Dann die Schlucht - imposant, an der engsten Stelle ist sie ca. 10m breit, von steil aufragenden roten Felsen eingerahmt. Leider waren wir etwas zu spät, dazu der Himmel etwas bedeckt, so dass die Sonne keine rechte Chance mehr hatte. Trotzdem ein sehr schöner Flecken.

Der nächste Morgen - hmmmm. Die Duschen sind eine Wucht!!! :-) Die Sonne scheint, somit nochmals kurz zurück in die Todra-Schlucht für ein paar Fotos. Dann Abfahrt Richtung Erg Chebbi. Die Fahrt war relativ langweilig. Viele Ortschaften (ein paar recht trostlos und heruntergekommen), ausgetrocknete Seen, in denen wir gedrehte Muscheln gefunden haben, und gerade Straßen. Übernachtung in Erfoud.

04. - 07.12.2015
Heute waren es nur wenige Kilometer bis Merzouga, Ort bei Erg Chebbi, einer großen, durch Wind geformten Dünenlandschaft. Die Dünen waren schon von Weitem zu sehen - sah toll aus. Die Dünen erreichen eine Höhe von ca. 150 Meter. Das gesamte Erg hat "nur" eine Ausdehnung von 22 Kilometer in Nord-Süd-Richtung, und bis zu fünf Kilometer in Ost-West-Richtung. Und dies mitten in der "normalen" Landschaft. Aber man kommt mal an den Sand ran…. :-). Nach Ankunft ein bißchen zu Fuß in die Dünen geschlendert. Matilda hatte wieder viel Freude! Schöne Farben! Gute Fotos. Und die Nacht war wieder kalt….. in der Früh um 7h30 waren es 3°C…. aber toller Sternenhimmel.

Heute: Sandtag. Nicht im Freddi, sondern zu Fuß und auf Dromedaren. Matilda liebt die Dünen, wie sie sagt. Sie ist rauf und runter gerannt, wir haben viele Spuren entdeckt und geraten, von wem die so sind. Füße eingebuddelt, Dünchen auf dem Popo runtergerutscht - war schön. Für den frühen Abend hatten wir einen Ritt mit Dromedaren in den Sonnenuntergang gebucht. War Matildas größter Wunsch. Aber auch wir Großen waren gespannt. Um 16h00 standen dann 4 Tiere bereit - ein marokkanisches Pärchen gesellte sich noch zu uns. Als die Beiden aufsaßen, haben die Dromedare komische Geräusche von sich gegeben, so dass Matilda auf einmal Angst bekam und nicht mehr mit wollte. Aber einmal oben bei Papa, war alles gut. Rita saß auf dem ersten Kamel alleine, dann Chri und Tilda, dann die anderen. Man oh man, ein ganz schönes Geschaukel. Und hoch!!! Aber schon nicht schlecht. Aber einen ganzen Tag wollten wir auf so einem Tier nicht sitzen - da tut einem ja alles weh! Und wenn es bergab geht, muss man sich total festhalten. Nun, wir liefen in die Dünenlandschaft hinein, bis zu einer recht hohen Düne. Diese haben wir dann zu Fuß erklommen und konnten die schöne Landschaft genießen. Obwohl es recht laut war (auch schon den ganzen Tag lang), von Mopeds, Quads, Autos, die durch den Sand fahren. Trotzdem schön. Mit Sonnenuntergang ging es dann wieder zurück - war ein wirklich netter Ausflug. Das hatten wir so gar nicht erwartet. Und ohne Matilda auch nie gemacht. :-)

Am Abend des 5. Dezember: Matilda ist schon ganz aufgeregt, ob der Nikolaus auch wirklich kommt. Sie hat ihren Gummistiefel geputzt, ein Keks und Wasser hingestellt, und die ganze Zeit gefragt, ob und wie der Nikolaus denn überhaupt ins Auto kommt… Süß! Nun müssen wir Eltern es nur noch schaffen, alles vorzubereiten, ohne dass sie etwas merkt.

Nikolaus! Sie hat nichts gemerkt. Die ersten Fragen am Morgen waren nämlich gleich: "War der Nikolaus nun da? Hm, getreten hat er mich nicht. Aber wie ist er denn ins Auto gekommen…" ;-) Er war da, denn der Keks war angeknabbert und das Wasser ausgetrunken, der Stiefel gefüllt. Welch eine Freude! Und was war im/am Stiefel? Stirnlampe (vom ALDI in Spanien), Peppa-Spitzer (El Corte Ingles Barcelona), Minion (unterwegs), Aufzieh-Blechauto (aus dem Automuseum in Salamanca) und 2 Weihnachtskugeln mit Schokotäfelchen gefüllt (auch vom ALDI in Spanien). Matilda hat sich sehr gefreut: "Vielen vielen Dank, lieber Nikolaus!"

Die Nacht war kalt, kalt, kalt - es macht keine Freude mehr, denn unsere (von uns Großen) Schlafsäcke, Decken etc. reichen nicht mehr aus - einer von uns Beiden friert immer. Somit ist an Durchschlafen auch nicht zu denken. Auch dies bestärkt unseren Entschluss, Marokko baldmöglichst zu verlassen und Richtung Fähre zu düsen. Vorher wollen Chri und Matilda jedoch doch noch eine Pistenfahrt einschieben, Chri hat Lust und Matilda ist neugierig. Rita muss halt mit, denn laufen will sie auch nicht… ;-) Wir sind die Piste von Merzouga Richtung Erfoud gefahren, die Dünen am Anfang noch immer schön auf der rechten Seite sehend. Zuerst haben wir nicht die Hauptpiste genommen, sondern sind auf Nebenspuren gefahren. War ok, aber dennoch laut und ein Geschaukel und Gerüttel. Dann kamen wir zu sehr ab, und sind auf die Hauptpiste…. ohje, Wellblech und Kies. Keine Freude. Wir sind extrem durchgeschüttelt worden, so dass Matilda bald meinte, sie möchte auf die andere, glatte Straße zurück. Im Auto hat alles gequietscht und gekracht, man hätte meinen können, es fällt auseinander. Zum Glück kamen wir dann auch bald wieder auf Teer, und sogar Chri meinte, das reicht. So ging es Richtung Norden, und kurz vor Ar-Rachidia wurden wir von der Polizei angehalten: erst wollten sie alle Papiere sehen, dann erklärte der total humorlose Polizist Chri auf Französisch, dass er zu schnell gefahren sei. 60kmh waren erlaubt, wir sind mit 77kmh "angebraust" gekommen, kostet DH 300,00 (ca. EUR 30,00), wir können gerne das Video anschauen. Dann wollte er gehen, Rita meinte nur kurz, er möchte warten, da sie noch alles übersetzen musste. Darauf der arrogante Schnösel: I speak English very good…. Na so was! Und dann stand auch noch der gelbe Laster mit der Familie von Mathilda direkt vor uns, auf der falschen Seite geparkt, und da wo die Polizei blitzt… Das machte den Polizisten nicht gerade freundlicher. Naja, Chri hat einen königlichen Strafzettel bekommen, das Geld gezahlt und dann durften wir endlich weiter. Sind zusammen auf einen Camping gefahren. Die beiden Mat(h)ildas haben wieder schön gespielt (es gab sogar Schaukeln, und Gänse und Perlhühner!!), wir Großen uns unterhalten, bis es um 18h00 zu kalt wurde, um noch draußen zu sein. So verzog sich jeder in sein Auto zum Abendessen und Schlafen. Leider war es wieder sehr sehr kalt….

… und am Morgen darauf standen wir auch noch im Schatten. Auf den Motorhauben war eine Eisschicht! Wir wurden gar nicht mehr warm. Daher schnelles Frühstück und zusammenpacken, während die beiden Mädels nochmals spielten. Wir wollten heute km schrubben, und sind ca. 300km gefahren, ohne Pause. Leider zieht sich das alles ziemlich, man kommt nicht schnell voran. Somit waren wir erst mit Sonnenuntergang und kurz vorm Dunkelwerden auf dem Camping in Asrou. Die Landschaft war nett, aber auch nicht wirklich was Neues (Gorges du Ziz, Hochplateaus, und Pässe über 2.000m)… keine Fotos gemacht… das will schon was heißen.

08. - 11.12.2015
Die letzten Tage in Marokko… und schon werden wir fast 4 Wochen hier gewesen sein. Wer hätte das gedacht?! Wir freuen uns nun aber wieder auf Europa. Heute nur gefahren, da gibt es nicht viel zu berichten. Es ging mit einer Pause fast nochmal 300km bis Chefchaouen. Gestern und heute sind wir durch den Hohen und Mittleren Atlas gefahren, und haben viele Häuser in unserem Baustil gesehen, sogar mit schrägen Dächern. Die Städte Midelt und Ifrane haben uns fast beeindruckt: richtig ordentlich; mit Gehwegen, die nicht mit Müll bedeckt und/oder umgegraben/aufgerissen sind. Die Straßen und Gehwege von Bäumen gesäumt, angelegte Parks etc. Sah alles sehr ordentlich aus - wir kamen uns vor wie in einem anderen Land, nicht mehr wie in Marokko…

Wir haben wieder einen Stopp in Chefchaouen eingelegt, da wir nochmals durch die nette Stadt bummeln wollten. Wir hatten am Anfang von Marokko beschlossen, die Großstädte zu meiden. Aber Fès wollten wir uns schon anschauen. Gegen Ende hatte Rita aber keine rechte Lust mehr auf Stadt. Und war Chri sehr dankbar, als dieser vorschlug, Fès wegzulassen, dafür nochmals nach Chefchaouen zu fahren. Das war dann auch ein schöner Abschluß. Im Souk haben wir Drei uns marokkanische Schlappen gekauft. Matilda hat endlich ein Paar mit Glitzer gefunden. Die gefallen sogar uns. :-) Die Nächte sind zum Glück wieder erträglich, 14°C - da kann man doch gleich wieder viel besser schlafen.

Der vorletzte Tag: Fahrt bis Martil, nochmal auf den Camping am Meer. Während der Fahrt wurde es recht windig, und Richtung Küste ziemlich bewölkt. In Tetouan hat es dann sogar angefangen zu regnen. Die letzte Nacht in Marokko.

Am 11.12. also zurück nach Spanien. Wir haben es tatsächlich geschafft, um 07h00 aufzustehen. Duschen, packen und ohne Frühstück los - so waren wir um 09h00 auf der Straße. Es hat weiterhin recht gewindet und ab und zu ein bisschen geregnet. Kurz vor Tanger Med hat uns eine heftige Windböe erwischt - Freddi ist voll ausgeschert, zum Glück konnte Chri ihn wieder in die Spur bringen. Oh Schreck! Wir waren recht schnell am Hafen, kurz vor 10h00. Wir gingen zu den Ticketschaltern, bei Inter Shipping blieben wir hängen. Die machten auf schnell, schnell - man behauptete, wir würden die 10h30 Fähre noch erwischen, und der Preis war auch in Ordnung. Wir haben denen natürlich das mit der 10h30 Abfahrt geglaubt, unsere eigene Schuld. Denn natürlich konnten wir das nicht schaffen, mussten ja noch durch die Passkontrolle und den Zoll. Hat uns aber trotzdem geärgert, dass die einen so belügen. Nun hieß es warten bis 14h00… Aber wir haben uns für die letzten DH 20,00 coffee to go geholt, und im Auto gefrühstückt. Irgendwann kam ein altes Minischiff an, ohje, das war ja unser Kahn… Um 13h15 begann das Beladen… total unprofessionell! Die LKWs setzen die ganze Zeit beim Rückwärtsfahren auf, mussten wie wild rangieren etc. Das Schiff war dann eine Katastrophe, total alt und dreckig. Wir trauten uns fast gar nicht hinzusetzen. Ekelig. Dazu war noch recht heftiger Seegang - fanden wir Eltern gar nicht lustig - Matilda dagegen cool. Um 17h00 Ortszeit waren wir dann endlich wieder in Spanien. Juhu!